Die Stühle der Macht – D’Lucie Kunakova war “zu Gast”

Dësen Artikel gouf den 16.04 am Land verëffentlecht. Den Auteur vum Artikel ass d’Lucie Kunakova, Trésorière vun de Piraten. 
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Ratspräsident Michel reisten Anfang April nach Ankara, um dort an einem diplomatischen Treffen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan teilzunehmen. Auf der Tagesordnung standen unter anderem Diskussionen über Frauenrechte und den Rückzug der Türkei aus dem Istanbuler Abkommen.
Das Resultat: ein diplomatischer Skandal und die Geburtsstunde des „SofaGate“.
Während Ratspräsident Charles Michel bei dem offiziellen Treffen direkt neben dem türkischen Präsidenten auf einem Stuhl platznehmen durfte, musste die sichtlich irritierte Kommissionspräsidentin sich in zweiter Reihe mit einem Platz auf dem Sofa begnügen.
Die Reaktionen im Netz ließen nicht lange auf sich warten und eine lebhafte Debatte um die Frage, ob Frauen in Politik und Gesellschaft immer noch nur die zweite Geige spielen, wurde entfacht. Die mächtigste Frau der EU wurde in die zweite Reihe verbannt, und das ausgerechnet bei einem Treffen, bei dem es um Frauenrechte gehen sollte. Ob die „sehr strikte Auslegung des diplomatischen Protokolls seitens der Türkei“, wie Ratspräsident Michel beteuerte, hier ‚nur‘ „zu einer unglücklichen Situation geführt” hat, oder ob es sich tatsächlich, um eine bewusste Ausgrenzung einer weiblichen Politikerin handelte, wurde dabei zur Nebensache. In nur wenigen Augenblicken wurde aus einem Sofa die Versinnbildlichung der anhaltenden strukturellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Das kurze auf Video aufgezeichnete „ähm“ der Kommissionspräsidentin, die gerade realisiert, was geschieht, und die Situation dann trotzdem stillschweigend hinnimmt, wurde zum Symbol der Irritation und des Schweigens so vieler Frauen in einer immer noch von Männern dominierten Politiklandschaft.
Auch in unserem Land fehlt es an Stühlen, auf denen die vielen starken Frauen dieses Landes Platz finden könnten. Luxemburg erweckt gerne den Eindruck, dass gleiche Chancen für Frauen, Männer und andere Geschlechter zum Greifen nah seien. Seit 1995 existiert in Luxemburg ein Chancengleichheits-Ministerium (das über die Jahre mehrere Namensänderungen zu verzeichnen hatte, aber immer dasselbe Ziel verfolgte) und Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts sind ausdrücklich verboten. Aber auch heute stoßen noch viele Personen nicht-männlichen Geschlechtes immer wieder auf verschlossene Türen und soziale Ungerechtigkeiten – und das ein Leben lang.
Die Realität ist nun mal diese: noch nie stand jemand anderes als ein Mann an der Spitze unseres Landes und der aktuelle Premierminister und seine zwei(!) Vize-Premierminister sind männlich. Der „Gender pension gap”, also der Unterschied zwischen den Ruhestandzahlungen die Männer und Frauen beziehen, ist mit einer Differenz von rund 44% in keinem anderen Land der EU so hoch wie in Luxemburg und damit Lichtjahre entfernt von den 2%, die z. B. Estland vorzeigen kann. Auch in Sachen Wirtschaft ist Luxemburg mit einem mageren Anteil von 15% von Frauen in Führungspositionen im Jahr 2019 wirklich kein Vorzeigemodell.
Solche Zahlen müssen irritieren, sie müssen zum Handeln bewegen. Wie sollen sich Frauen und nicht binäre Personen ermutigt fühlen eine Karriere in der Wirtschaft oder in der Politik einzuschlagen, wenn es nur so wenigen von ihnen gelingt und sogar Frauen wie Ursula Von der Leyen noch in die zweite Reihe verwiesen werden können? Chancengleichheit muss gelebt werden, allein auf dem Papier ist sie wertlos.
Die Stühle der Macht dürfen keinem Geschlecht vorbehalten sein.

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